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Ukraine-Krise: Munich Kyiv Queer sammelt für Flüchtlinge

18.07.2014 | cb — Keine Kommentare
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Freedom Bells: Olena Semenova (l.) und Naomi Lawrence sporteln für Menschenrechte. Foto: Bethel Fath
Es ist Krieg in der Ukraine. Und wie jeder Krieg zieht auch dieser Flüchtlingsströme nach sich. Nach Berechnungen des Flüchtlingshilfswerks UNHCR sind seit Beginn der kriegerischen Auseinandersetzungen im Osten des Landes 114.000 Menschen nach Russland geflohen. Aber auch innerhalb der Ukraine haben 80.000 Menschen ihr Zuhause verlassen. Unter diesen Flüchtlingen sind auch etliche Menschen aus der Lesben, Schwulen, Bisexuellen- und Transgender (LGBT)-Community, bei denen erschwerend die Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und Identität hinzukommt.

Seit die Krim russisch geworden ist, gelten dort die russischen Gesetze – beispielsweise das Gesetz zur so genannten Gay-Propaganda, das jedwede neutrale bis positive Information über Homosexualität unter Strafe stellt. Auch die medizinische Versorgung hat sich seit der Annexion geändert. So erhalten Drogenabhängige seit März 2014 keine Substitutionstherapie mehr, weil dies in der russischen Gesundheitsversorgung nicht vorgesehen ist.

Eine Aufnahme bei Verwandten gestaltet sich für Schwule, Lesben und Transgender ungleich schwieriger als für Heterosexuelle, reicht die Diskriminierung doch weit in die Familien hinein. In Kyiw hat die LGBT-Organisation Insight deshalb für sieben Flüchtlinge eine Unterkunft angemietet. Munich Kyiv Queer will diese Menschen unterstützen. Denn Ausstattung, Essen, Kleidung, die juristische Beratung und die psychosoziale Betreuung kosten. Die Kontaktgruppe hilft mit Aktionen, Sach- und Geldspenden, durch Information und Anteilnahme.
Beim Lätzchenzuschneiden. Foto: Bethel Fath
Um die Münchner LGBT-Community und die Zuschauenden während der CSD-Politparade in die Aktion einzubinden, verteilt Munich Kyiv Queer nicht nur Flyer, sondern lässt die riesigen Freedom Bells zwischen Publikum und Laufgruppe hin- und herwandern und lädt alle ein, ein paar Schritte mitzulaufen nach dem Motto: „1688 Schritte für die Freiheit.“ Das entspricht 0,1 Prozent der Schritte, die ein LGBT-Flüchtling gehen muss, um von der Krim nach Kyiw zu gelangen. Ausgerechnet hat das Sibylle von Tiedemann, die sich wie Naomi Lawrence bei Munich Kyiv Queer engagiert. Als Zeichen der Verbundenheit insbesondere zwischen den Partnerstädten Kyiw und München – die Teilnehmer*innen der Laufgruppe kommen in diesem Jahr aus München, Kyiw, Odessa und Gomel – tragen alle Frauen und Männer Lätzchen in den Farben der Ukraine und Bayerns, die ganz neu kombiniert sind.

„Das Schönste an Nationen sind doch die Farben ihrer Flaggen“, sagt die Künstlerin Lawrence, die auch eine Vielfalt ausdrücken können. Mit der kreativen Neuordnung der ukrainischen und bayerischen Farben dekonstruiert die Münchnerin den Nationalismus und schafft etwas Neues – ein Zeichen der Hoffnung in diesen kriegerischen Tagen.

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