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Munich Kyiv Queer protestiert auf dem Hans-Sachs-Straßenfest gegen die homophobe Politik Russlands

09.08.2013 | cb — Keine Kommentare
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Put-In-Transformation

Herr P. will kein Dino mehr sein.

München, 9. August 2013 – Auf dem Schwulen Straßenfest am 17. August und vor dem russischen Generalkonsulat am 8. September demonstriert die Kyiw-Kontaktgruppe spielerisch gegen die homophobe Politik Wladimir Putins. Mit einer Transformations-Maschine wollen die Aktivist*innen von Munich Kyiv Queer Russlands Präsidenten zum besseren Menschen machen. Die Regeln sind einfach: Es gewinnt, wer fünf Wurfgeschosse mit guten Wünschen in Putins hohlem Kopf platziert.

Der Mann ist aus Pappmaché und inzwischen eine gewisse Größe in München. Beim CSD hat Naomi Lawrences Putin-Figur Furore gemacht. Im Juli freilich saß Herr P. noch in einem Panzer, hinter sich einen Sarg mit „Human Rights“ herziehend. Der Panzer aus Karton liegt inzwischen verschrottet im Altpapier. Herr P. dagegen feiert sein Recycling beim Hans-Sachs-Straßenfest am 17. August, dem Geburtstagsfest des Münchner Schwulenzentrums Sub. Außerdem ersteht der Papp-Mann beim queeren Kiss-In wieder, wenn am 8. September im Rahmen der weltweiten Aktion „To Russia with love“ vor dem russischen Generalkonsulat in der Maria-Theresia-Straße Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transidente gegen Putins homophobe Politik demonstrieren.

Put-In beim Kiss-In

Put-In-Plakat_Postkarte

Aus Brutalität wird Freundlichkeit, aus Hass Liebe.

Die Künstlerin Lawrence hat aus dem Kopf der Puppe eine Art Transformations-Maschine gebastelt. „Put-In-Transformation“ heißt die, in Anlehnung an Putins Nachnahmen, und sie soll die Besucherinnen und Besucher des Straßenfestes dazu bringen, sich spielerisch mit der schwierigen Menschenrechtslage in Russland zu beschäftigen. Dort hat das Parlament ein Gesetz gegen „Gay Propaganda“ verabschiedet, das jede positive Information über Homosexualität unterbindet. Seitdem häufen sich die Übergriffe.

Am Hans-Sachs-Straßenfest stehen am Infostand der Kyiw-Kontaktgruppe zum Spieleinsatz fünf Geschosse mit fünf guten Wünschen bereit. Sie sollen die Leute, die an diesem Tag (Motto: „Überall die Pleitegeier. Wir feiern die fette Feier“) gegen die europäische Schuldenkrise anfeiern, auch dazu bewegen, Russlands Politik zu ändern – und zwar indem sie die fünf Wunsch-Objekte in Putins hohlen Kopf werfen.

Da ist zum Beispiel der rosa Schwamm in Hirnform, der alles aufsaugt. Wer ihn wirft und trifft, macht aus Putins Einfalt Weisheit. Wer den Knautsch-Smiley schmeißt, transformiert Brutalität in Freundlichkeit. Ein Slimy/Schleim – alles zerrinnt –  symbolisiert Bescheidenheit gegen Gier. Eine kleine Weltkugel steht für Glaube gegen Bigotterie und ein pinkes Kuschelherz muss für die Liebe herhalten, die Putin den Hass austreiben soll. Am Ende könnte aus Putin so noch ein guter Mensch werden.

Transformation schafft Neues

Putin-Tank

Beim CSD hatte Putin noch Untersatz. Der liegt inzwischen im Altpapier.

Zwischen 12 Uhr und 18 Uhr stehen die Aktivistinnen und Aktivisten von Munich Kiev Queer am 17. August hinter ihrem Desk, informieren über ihre Arbeit, diskutieren und laden zur „Put-In-Transformation“. Gegen eine Spende von einem Euro darf jede/r mitmachen, die/der will. Einen Button mit dem Maskottchen MucKi gibt’s gratis obendrauf. Wer es tatsächlich schafft, alle fünf Würfe zu platzieren, gewinnt ein trendiges Pulpo-Accessoire. Unter der kreativen Federführung von Naomi Lawrence fertigt das Münchner Trend-Label u.a. Schlüsselanhänger und Schreibmäppchen aus alten Fahrradschläuchen. Transformation schafft Neues.

Auch beim Kiss-In vor dem russischen Generalkonsulat am 8. September ist Herr P. wieder zu allen Guttaten bereit. Ab 15 Uhr demonstrieren weltweit Lesben, Schwule und Transgender vor den Botschaften und Konsulaten Russlands, um gegen die immer desolater werdende Menschenrechtssituation in dem Land aufmerksam zu machen, so auch Munich Kyiv Queer. Die Gruppe will einen Flash Mob veranstalten mit Luftballons in allen Farben des Regenbogens.

Putin – eine aussterbende Spezies?

„Unsere fünf Objekte sind energetisch ja einigermaßen positiv aufgeladen“, sagt Naomi Lawrence. „Wichtig ist, dass die Werfenden diese Eigenschaften empfinden und Herrn Putin wirklich wünschen. Deshalb ist das Kuschelherz auch das schwierigste Objekt. Da steht nämlich ‚I love you‘ drauf“, sagt die Künstlerin und lacht. Testläufe haben ergeben, dass das mit dem Werfen gar nicht so einfach ist. „Die Wahrscheinlichkeit, alle fünf Gegenstände gleichzeitig in Putins Kopf zu versenken, ist eher gering“, hat Lawrence beobachtet. Hat Herr P. also gar keine Chance mehr? Nun doch: Dinosaurier sind ausgestorben; inzwischen besiedeln Menschen unseren Planeten. Helfen wir Wladimir Putin, einer von ihnen zu werden.

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